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Studium Generale,
Chemie,
Weihrauch,
Ayurveda-Medizin,
Ammon,
Salai Guggal,
Safayhi,
Doshas,
Arzneimittel,
Rasas,
Gunas,
Weihrauchbaum,
Naturprodukt
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abstract: |
Moderne pharmakologische Erkenntnisse über
Weihrauch, einem Arzneimittel aus der traditionellen
Ayurveda-Medizin Indiens
Prof. Dr. H. P. T. Ammon
Weihrauch wird in den östlichen Kulturen seit mehreren tausend Jahren als
Arzneimittel verwendet. In Indien kommt Weihrauch auch heute noch in der
traditionellen ayurvedischen Medizin zum Einsatz. Allerdings beruht seine
Anwendung nicht auf den Ergebnissen moderner pharmakologischer
Forschungen, sondern auf philosophischen Betrachtungsweisen des gesunden
Körpers, des kranken Körpers und der Beeinflussung von Krankheit durch
Heilverfahren. Nach der ayurvedischen Lehre ist der Mensch ein Mikrokosmos
im Makrokosmos. Er besteht aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft,
Himmel und Erde. Nur das Gleichgewicht dieser Elemente untereinander
garantiert Gesundheit. Störungen dieses Gleichgewichtes die mit Über- oder
Unterrepräsentation eines oder mehrerer dieser Elemente einhergehen, werden
dadurch behandelt, dass pflanzliche, tierische oder mineralische Arzneimittel,
denen man einen besonders hohen Gehalt an einem der genannten Elemente
zuschreibt, zur Substitution verwendet werden. Auf der anderen Seite kennt
Ayurveda Methoden, überrepräsentierte Elemente aus dem Körper zu entfernen.
Nach Ayurveda ist der menschliche Körper aus drei Grundprinzipien Vata, Pitta
und Kapha aufgebaut, die ebenfalls miteinander im Gleichgewicht stehen und für
die gewisse Elemente jeweils repräsentativ sind. Unter Vata versteht Ayurveda
alles was mit Bewegung zu tun hat, also Muskelbewegung, Kreislauf, Atmung
usw. Die hierfür bestimmenden Elemente sind Himmel und Luft
Unter Pitta versteht Ayurveda alles was mit Stoffwechsel zusammenhängt. Die
hier zuständigen Elemente sind Feuer und Erde.
Unter Kapha versteht Ayurveda das Substanzielle der Gewebe, repräsentiert
durch Erde und Wasser.
In den philosophischen Gebilden wurde Weihrauch zur Verminderung
überschüssiger Pitta- und Kaphaprinzipien eingesetzt.
Übertragen auf sichtbare Krankheitssymptome wurde das Weihrauchharz
verwendet zur Stärkung der Gehirnfunktionen, Behandlung von Psychosen,
weitere Wirkungen waren: auswurffördernd und entzündungshemmend sowie
antiseptisch, diuretisch und menstruationsfördernd, um nur einige zu nennen.
Darüber hinaus Behandlung von Tumoren.
Im klassischen Altertum und im Mittelalter fand Weihrauch (Olibanumerz)
zeitweise eine breite Anwendung, wobei immer wieder speziell seine Wirkung als
Stimmulanz gegen Katharre und Durchfall gerühmt wurde. Selbst Krebs wurde
mit Weihrauch behandelt.
1982 kam in Indien nach eingehenden pharmakologischen Untersuchungen, die
Weihrauchharz im Tierversuch eine entzündungshemmende Wirkung
bescheinigen und aufgrund traditioneller Überlegungen ein Weihrauchprodukt
unter dem Namen Sallaki gegen rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis,
Weichteilrheuma und weitere rheumatische Erkrankungen auf den Markt. Über
die Art und Weise, wie solche Wirkungen zustande kommen, war allerdings
nichts bekannt.
Im Jahre 1986 erhielt Prof. Ammon vom Lehrstuhl Pharmakologie für
Naturwissenschaftler am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen von
Pharmakologen des Regional Research Laboratory in Jammu (Nordindien) ein
weißes Produkt, das man als Salai Guggal bezeichnet und von dem behauptet
wurde, dass es eben die genannten Wirkungen hätte, und zuvor mit der Bitte um
nähere Untersuchungen, welche biochemischen Mechanismen eventuell zu den
entzündungshemmenden Wirkungen führen könnten.
Untersuchungen am Lehrstuhl Pharmakologie, an denen insbesondere auch
Privatdozent Dr. Hasan Safayhi beteiligt war, zeigten bald, dass in diesem
Weihrauchprodukt Stoffe enthalten sind (Boswelliasäuren), die die Synthese
einiger für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen wichtiger
körpereigenen Entzündungsmediatore verantwortlich sind, blockieren. Bei diesen
Faktoren handelt es sich um sogenannte Prostaglandine (zuständig für
Schmerzentstehung und Durchblutungssteigerung eines entzündeten Gebiets)
und Leukotriene, (zuständig für die Ödembildung und für die Anlockung und
Freßaktivität weißer Blutzellen).
Damit war der Grundstein für die Erklärung entzündungshemmender Wirkungen
von Salai Guggal gelegt. Im Vergleich, auch Cortison hemmt u.a. die Bildung von
Prostaglandinen und Leukotrienen.
Der Arbeitsgruppe Ammon/Safayhi gelang es dann, wichtige wirksame
Bestandteile aus dem Weihrauchharz zu extrahieren und zu identifizieren
(Boswelliasäuren). Von diesen konnte gezeigt werden, dass sie in einem
isolierten zellulären System ebenfalls die Synthese von Leukotrienen und
Prostaglandinen blockieren. Weitere Untersuchungen ergaben, dass
Boswelliasäuren sich an das für die Bildung von Leukotrienen verantwortliche
Enzym 5-Lipoxygenase binden und dieses in nicht kompetitiver Weise hemmen.
Es gibt eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, von denen man
annimmt, dass bei ihnen insbesondere eine überschießende Bildung von
Leukotrienen an der Aufrechterhaltung dieser Erkrankungen beteiligt ist. Zu
ihnen zählen u.a. das Asthma bronchiale, gewisse allergische Erkrankungen,
rheumatische Erkrankungen, und Entzündungen des Dickdarms wie Morbus
Crohn und Colitis ulceroa, sowie auch das Wachsen von Hirntumoren und die
Multiple Sklerose, um nur einige wichtige zu nennen.
Zum Thema chronische Polyarthritis gibt es eine Reihe von klinischen
Untersuchungen, die allerdings bisher nicht publiziert sind, die jedoch eine
Wirksamkeit eines Weihrauchextraktes bei diesen Erkrankungen in etwa 60% bis
70% der Patienten nahelegen. Die Überlegung, dass einerseits
Weihrauchextrakte bzw. Boswelliasäuren die Synthese von Leukotrienen
inhibieren, es andererseits aber eine Reihe von Erkrankungen gibt, bei denen
Leukotriene eine wichtige Rolle spielen, veranlasste Prof. Ammon in Indien zwei
klinische Pilotstudien zu initiieren mit der Frage, ob denn möglicherweise ein
Weihrauchextrakt auch bei Krankheiten wie Colitis ulcerosa und Asthma
bronchiale eine Wirkung zeige. Dabei kam es zu durchaus positiven
Ergebnissen. In etwa 80% der Fälle mit Colitis ulcerosa gingen die Beschwerden
und Symptome deutlich zurück. Ähnliche Befunde ergaben sich bei einer Studie
mit Asthmapatienten. Wir nehmen dies als erster Hinweis dafür, dass unsere
theoretische Überlegung richtig sein könnte, aber meinen, dass zu diesem
Thema in den westlichen Ländern gezielte klinisch/pharmakologische
Untersuchungen norwendig sind. Auch der Morbus Crohn scheint ein Kandidat
zu sein.
Was eine Wirkung auf Tumorzellen anbelangt, wurden in Zusammenarbeit mit
der Kinderklinik sowie der Neurologie beobachtet, dass gewisse Boswelliasäuren
das Wachstum von Tumorzellen im Reagenzglas menschliche Lymphomazellen
sowie menschliche Hirntumorzellen nicht nur hemmen, sondern solche Zellen
auch zum Selbstmord (Apoptose) zwingen. Bei Patienten mit Hirntumor zeigten
andere Untersuchungen, dass Weihrauchprodukte das perritumorale Ödem in
vielen Fällen drastisch verringerten und dass auch die Anzahl lebensfähiger
Tumorzellen im Gehirn durch ein Weihrauchprodukt deutlich abnahm. Inwieweit
hier allerdings schon von einem Durchbruch gesprochen werden kann müssen
weitere Studien zeigen.
Man kann zusammenfassend sagen, es hat sich gelohnt, eine alte traditionelle
Medizin mit moderner Technik zu bearbeiten und es ist zu hoffen, dass
möglicherweise aus diesen Aktivitäten sich ein sehr wirksames und nützliches
Arzneimittel auch für die moderne Medizin entwickelt.
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