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Chemie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, Studium Generale, WiSe 1999/2000, 19.01.2000
Ammon, Hermann P. T.; Häfelinger, Günter (2000)
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Ammon H., et al. "Chemie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, Studium Generale, WiSe 1999/2000, 19.01.2000.", timms video, Universität Tübingen (2000): https://timms.uni-tuebingen.de:443/tp/UT_20000119_001_chemiering_0001. Accessed 22 Nov 2024.
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Ammon, H. & Häfelinger, G. (2000). Chemie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, Studium Generale, WiSe 1999/2000, 19.01.2000. timms video: Universität Tübingen. Retrieved November 22, 2024 from the World Wide Web https://timms.uni-tuebingen.de:443/tp/UT_20000119_001_chemiering_0001
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Ammon, H. and Häfelinger, G. (2000). Chemie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, Studium Generale, WiSe 1999/2000, 19.01.2000 [Online video]. 19 January. Available at: https://timms.uni-tuebingen.de:443/tp/UT_20000119_001_chemiering_0001 (Accessed: 22 November 2024).
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Information
title: Chemie an der Schwelle des 21. Jahrhunderts, Studium Generale, WiSe 1999/2000, 19.01.2000
alt. title:
creators: Ammon, Hermann P. T. (author), Häfelinger, Günter (author)
subjects: Studium Generale, Chemie, Weihrauch, Ayurveda-Medizin, Ammon, Salai Guggal, Safayhi, Doshas, Arzneimittel, Rasas, Gunas, Weihrauchbaum, Naturprodukt
description: Prof. Dr. Hermann P.T. Ammon referiert über das Thema: Moderne pharmakologische Erkenntnisse über Weihrauch, einem Arzneimittel aus der traditionellen Ayurveda-Medizin Indiens
abstract: Moderne pharmakologische Erkenntnisse über Weihrauch, einem Arzneimittel aus der traditionellen Ayurveda-Medizin Indiens Prof. Dr. H. P. T. Ammon Weihrauch wird in den östlichen Kulturen seit mehreren tausend Jahren als Arzneimittel verwendet. In Indien kommt Weihrauch auch heute noch in der traditionellen ayurvedischen Medizin zum Einsatz. Allerdings beruht seine Anwendung nicht auf den Ergebnissen moderner pharmakologischer Forschungen, sondern auf philosophischen Betrachtungsweisen des gesunden Körpers, des kranken Körpers und der Beeinflussung von Krankheit durch Heilverfahren. Nach der ayurvedischen Lehre ist der Mensch ein Mikrokosmos im Makrokosmos. Er besteht aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft, Himmel und Erde. Nur das Gleichgewicht dieser Elemente untereinander garantiert Gesundheit. Störungen dieses Gleichgewichtes die mit Über- oder Unterrepräsentation eines oder mehrerer dieser Elemente einhergehen, werden dadurch behandelt, dass pflanzliche, tierische oder mineralische Arzneimittel, denen man einen besonders hohen Gehalt an einem der genannten Elemente zuschreibt, zur Substitution verwendet werden. Auf der anderen Seite kennt Ayurveda Methoden, überrepräsentierte Elemente aus dem Körper zu entfernen. Nach Ayurveda ist der menschliche Körper aus drei Grundprinzipien Vata, Pitta und Kapha aufgebaut, die ebenfalls miteinander im Gleichgewicht stehen und für die gewisse Elemente jeweils repräsentativ sind. Unter Vata versteht Ayurveda alles was mit Bewegung zu tun hat, also Muskelbewegung, Kreislauf, Atmung usw. Die hierfür bestimmenden Elemente sind Himmel und Luft Unter Pitta versteht Ayurveda alles was mit Stoffwechsel zusammenhängt. Die hier zuständigen Elemente sind Feuer und Erde. Unter Kapha versteht Ayurveda das Substanzielle der Gewebe, repräsentiert durch Erde und Wasser. In den philosophischen Gebilden wurde Weihrauch zur Verminderung überschüssiger Pitta- und Kaphaprinzipien eingesetzt. Übertragen auf sichtbare Krankheitssymptome wurde das Weihrauchharz verwendet zur Stärkung der Gehirnfunktionen, Behandlung von Psychosen, weitere Wirkungen waren: auswurffördernd und entzündungshemmend sowie antiseptisch, diuretisch und menstruationsfördernd, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus Behandlung von Tumoren. Im klassischen Altertum und im Mittelalter fand Weihrauch (Olibanumerz) zeitweise eine breite Anwendung, wobei immer wieder speziell seine Wirkung als Stimmulanz gegen Katharre und Durchfall gerühmt wurde. Selbst Krebs wurde mit Weihrauch behandelt. 1982 kam in Indien nach eingehenden pharmakologischen Untersuchungen, die Weihrauchharz im Tierversuch eine entzündungshemmende Wirkung bescheinigen und aufgrund traditioneller Überlegungen ein Weihrauchprodukt unter dem Namen Sallaki gegen rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, Weichteilrheuma und weitere rheumatische Erkrankungen auf den Markt. Über die Art und Weise, wie solche Wirkungen zustande kommen, war allerdings nichts bekannt. Im Jahre 1986 erhielt Prof. Ammon vom Lehrstuhl Pharmakologie für Naturwissenschaftler am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen von Pharmakologen des Regional Research Laboratory in Jammu (Nordindien) ein weißes Produkt, das man als Salai Guggal bezeichnet und von dem behauptet wurde, dass es eben die genannten Wirkungen hätte, und zuvor mit der Bitte um nähere Untersuchungen, welche biochemischen Mechanismen eventuell zu den entzündungshemmenden Wirkungen führen könnten. Untersuchungen am Lehrstuhl Pharmakologie, an denen insbesondere auch Privatdozent Dr. Hasan Safayhi beteiligt war, zeigten bald, dass in diesem Weihrauchprodukt Stoffe enthalten sind (Boswelliasäuren), die die Synthese einiger für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen wichtiger körpereigenen Entzündungsmediatore verantwortlich sind, blockieren. Bei diesen Faktoren handelt es sich um sogenannte Prostaglandine (zuständig für Schmerzentstehung und Durchblutungssteigerung eines entzündeten Gebiets) und Leukotriene, (zuständig für die Ödembildung und für die Anlockung und Freßaktivität weißer Blutzellen). Damit war der Grundstein für die Erklärung entzündungshemmender Wirkungen von Salai Guggal gelegt. Im Vergleich, auch Cortison hemmt u.a. die Bildung von Prostaglandinen und Leukotrienen. Der Arbeitsgruppe Ammon/Safayhi gelang es dann, wichtige wirksame Bestandteile aus dem Weihrauchharz zu extrahieren und zu identifizieren (Boswelliasäuren). Von diesen konnte gezeigt werden, dass sie in einem isolierten zellulären System ebenfalls die Synthese von Leukotrienen und Prostaglandinen blockieren. Weitere Untersuchungen ergaben, dass Boswelliasäuren sich an das für die Bildung von Leukotrienen verantwortliche Enzym 5-Lipoxygenase binden und dieses in nicht kompetitiver Weise hemmen. Es gibt eine Reihe chronisch entzündlicher Erkrankungen, von denen man annimmt, dass bei ihnen insbesondere eine überschießende Bildung von Leukotrienen an der Aufrechterhaltung dieser Erkrankungen beteiligt ist. Zu ihnen zählen u.a. das Asthma bronchiale, gewisse allergische Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen, und Entzündungen des Dickdarms wie Morbus Crohn und Colitis ulceroa, sowie auch das Wachsen von Hirntumoren und die Multiple Sklerose, um nur einige wichtige zu nennen. Zum Thema chronische Polyarthritis gibt es eine Reihe von klinischen Untersuchungen, die allerdings bisher nicht publiziert sind, die jedoch eine Wirksamkeit eines Weihrauchextraktes bei diesen Erkrankungen in etwa 60% bis 70% der Patienten nahelegen. Die Überlegung, dass einerseits Weihrauchextrakte bzw. Boswelliasäuren die Synthese von Leukotrienen inhibieren, es andererseits aber eine Reihe von Erkrankungen gibt, bei denen Leukotriene eine wichtige Rolle spielen, veranlasste Prof. Ammon in Indien zwei klinische Pilotstudien zu initiieren mit der Frage, ob denn möglicherweise ein Weihrauchextrakt auch bei Krankheiten wie Colitis ulcerosa und Asthma bronchiale eine Wirkung zeige. Dabei kam es zu durchaus positiven Ergebnissen. In etwa 80% der Fälle mit Colitis ulcerosa gingen die Beschwerden und Symptome deutlich zurück. Ähnliche Befunde ergaben sich bei einer Studie mit Asthmapatienten. Wir nehmen dies als erster Hinweis dafür, dass unsere theoretische Überlegung richtig sein könnte, aber meinen, dass zu diesem Thema in den westlichen Ländern gezielte klinisch/pharmakologische Untersuchungen norwendig sind. Auch der Morbus Crohn scheint ein Kandidat zu sein. Was eine Wirkung auf Tumorzellen anbelangt, wurden in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik sowie der Neurologie beobachtet, dass gewisse Boswelliasäuren das Wachstum von Tumorzellen im Reagenzglas menschliche Lymphomazellen sowie menschliche Hirntumorzellen nicht nur hemmen, sondern solche Zellen auch zum Selbstmord (Apoptose) zwingen. Bei Patienten mit Hirntumor zeigten andere Untersuchungen, dass Weihrauchprodukte das perritumorale Ödem in vielen Fällen drastisch verringerten und dass auch die Anzahl lebensfähiger Tumorzellen im Gehirn durch ein Weihrauchprodukt deutlich abnahm. Inwieweit hier allerdings schon von einem Durchbruch gesprochen werden kann müssen weitere Studien zeigen. Man kann zusammenfassend sagen, es hat sich gelohnt, eine alte traditionelle Medizin mit moderner Technik zu bearbeiten und es ist zu hoffen, dass möglicherweise aus diesen Aktivitäten sich ein sehr wirksames und nützliches Arzneimittel auch für die moderne Medizin entwickelt.
publisher: ZDV Universität Tübingen
contributor: Zentrum für Datenverarbeitung Universität Tübingen (producer)
creation date: 2000-01-19
dc type: image
localtype: video
identifier: UT_20000119_001_chemiering_0001
language: ger
rights: Url: https://timmsstatic.uni-tuebingen.de/jtimms/TimmsDisclaimer.html?638679135666825183