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Pharmazeutische Wirkstoffe der Mistel, einer seit dem Altertum genutzten Heilpflanze |
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Faszinierende Chemie. Berichte aus der Tübinger Fakultät für Chemie und Pharmazie. |
creators: |
Voelter, Wolfgang (author),
Häfelinger, Günter (author)
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subjects: |
Studium Generale,
Physiologische Chemie,
Mistel,
Heilpflanzen,
Naturstoffe,
Druide Miraculix,
Mistelmuster,
Marmion,
Wirkstoffe,
Lektine,
Viscotoxine,
Pektine,
Steiner, Rudolf,
Chromatograpie,
Säulenchromatographie,
Mistelextrakt,
Mistellektine,
Aminosäuren,
Peptid,
Proteinketten,
Sequenator,
HPLC,
Cystein,
Cystin,
Endorphin,
Röntgenstrukturanalyse,
Primärsequenz,
Faltblattstruktur,
Schleifen,
Raumstrukturmodell,
Voelter, Wolfgang
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description: |
Studium Generale Vorlesung im Wintersemester 2000-2001; Montag, 22.01.2001 |
abstract: |
Pharmazeutische Wirkstoffe der Mistel, einer seit dem Altertum genutzten
Heilpflanze
Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Voelter
Die Mistel hat eine lange Tradition, sowohl in der Mythologie, als auch als medizinische
Heilpflanze. Vor kurzem durchgeführte in vitro-Studien, sowie Untersuchungen bei Tier
und Mensch belegten, dass einer der Inhaltsstoffe der Mistel, das Mistellektin I (ML-I)
NK-(Natural Killer) Zellen aktiviert und die Phagozytosefähigkeit von Granulozyten und
Monozyten verstärkt. Seit längerer Zeit wird an unserer Abteilung an der vollständigen
Strukturaufklärung des ML-I gearbeitet. Diese aufwendigen Arbeiten erbrachten die
Erkenntnis, dass das Mistellektin aus zwei Ketten mit je ca. 250 Aminosäureresten
aufgebaut ist, welche über eine Disulfidbrücke miteinander verknüpft sind. An beide
Proteinketten sind an definierten Positionen Kohlenhydratseitenketten geknüpft. Die
detaillierte Struktur erlaubt wesentliche Erkenntnisse über die pharmazeutische Wirkung
des Mistellektins auf einer molekularen Grundlage.
Einführung
Die Mistel ist eine immergrüne Pflanze, welche als Halbschmarotzer auf den Zweigen von
Bäumen gefunden wird. Organische Stoffwechselprodukte werden von ihr über die
Photosynthese produziert, Wasser und Nährsalze werden der Wirtspflanze entzogen. Die
Mistelarten sind zweihäusig, weibliche und männliche Pflanzen sind also getrennt. Die
weißen bis gelblichen Scheinbeeren enthalten ein viskoses Fruchtfleisch und einen bis
zwei Samen. In unseren Breiten reifen die Beeren im November bis Dezember, dienen
Vögeln als Nahrung, wodurch die Samen verbreitet werden (Luther & Becker, 1987).
Die Mistel wurde bereits im Altertum als Heilpflanze angewandt und spielte in der antiken
und germanischen Mythologie eine wichtige Rolle. Wie schon Cäsar und Plinius berichtet
haben, wurde die Mistel von den Druiden, den gallischen Priestern, zur Heilung von
Krankheiten aber auch bei religiösen und kulturellen Zeremonien verwendet. Hippokrates
(430-370 v. Chr.) empfahl die Mistelbehandlung gegen die "Milzsucht". Durch Kochen von
Mistelbeeren stellten die Römer einen Vogelleim dar, den sie "Viscum" nannten, wovon
sich der Begriff Viskosität ableitet. Am Ende des Mittelalters empfahl Paracelsus die
Mistelbehandlung zur Heilung von Epilepsie und im Jahre 1920 wandte Rudolf Steiner,
basierend auf seinen anthroposophischen Ansichten, wässrige Mistelextrakte zur
Behandlung von Krebs an.
Mistelextrakte sind Vielkomponentengemische. Niedermolekulare Substanzen, wie
Alkaloide, Pflanzensäuren, Terpene, Aminosäuren, Amine aber auch hochmolekulare
Komponenten wie Viskotoxine, Pektine, Arabinogalactane und Lektine wurden bisher im
Extrakt nachgewiesen.
Vor ungefähr 10 Jahren erhielt man aufgrund von in vitro-Studien bei Tieren und am
Menschen die ersten Anhaltspunkte, dass das Mistellektin NK-Zellen und die Phagozytose-
Aktivität von Granulozyten und Monozyten erhöht (Hajto et al., 1989; 1990). Auch wir
konnten neulich demonstrieren, dass eine Gabe von ML-I in Kulturen peripherer
Blutlymphozyten zu einer Aktivierung von T-Lymphozyten führt, und dass die durch ML-I
induzierte Apoptose von leukämischen B- und T-Zellen durch Aktivierung von Caspasen
eingeleitet wird (Baxevanis et al., 1998; Bantel et al., 1999).
Diese Wirkungen von ML-I auf die Zellen des Immunsystems wird derzeit in ausgedehnten
in vitro- und Tierversuchen sowie Studien am Menschen untersucht, um die therapeutische
Effizienz zu evaluieren (Beuth et al., 1992; 1994; Mayer et al., 1996). Zum Verständnis der
pharmakologischen Wirkung des Mistellektins auf molekularer Grundlage ist die exakte
Struktur des Biomoleküls essentiell. Daher haben wir uns dieser Aufgabe in den letzten
Jahren gewidmet.
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publisher: |
Universität Tübingen |
contributor: |
Zentrum für Datenverarbeitung Universität Tübingen (producer) |
creation date: |
2001-01-22 |
dc type: |
image |
localtype: |
video |
identifier: |
UT_20010122_001_rvchemie_0001 |
language: |
ger |
rights: |
http://timms.uni-tuebingen.de/jtimms/TimmsDisclaimer.html |