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Symmetrie in Wissenschaft und Kunst II - Symmetrie in der Kunst und in Kristallen. Im Gedenken an den am 21.09.2001 verstorbenen Tübinger Kristallographen Prof. Dr. Wolfram Prandl |
alt. title: |
Studium Generale: Symmetrie in Wissenschaft und Kunst |
creators: |
Hahn, Theo (author),
Werthmann, Ulrike (assistent)
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subjects: |
Studium Generale,
Symmetrie,
Kristalle,
Kunst,
Musik,
Platonische Körper,
Bach, Johann Sebastian,
Gruppentheorie,
Ornamente,
Friesgruppen,
Bandornamente,
Mosaikgruppen,
Mosaike,
Flächenornamente,
Escher, Maurits Cornelis,
kristallographische Restriktion,
Kristallstrukturen
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description: |
Studium Generale Vorlesung, Montag, 13.05.2002 im Sommersemester 2002 |
abstract: |
Symmetrie in der Kunst und in Kristallen
Theo Hahn
Symmetrie durchzieht die gesamte Welt der Wissenschaft, der Kunst und der Musik. Man denke an das
symmetrische Polyeder in Dürers "Melancholie", an die Struktur eines Rondos oder Kanons in der Musik,
an Gedichte Christian Morgensterns sowie an Ornamente, Mosaike und Tapeten. In der belebten Natur
treten häufig nahezu regelmäßige fünf-, sechs- oder sogar siebenzählige Seesterne und Organismen auf.
Die höchste Konkretisation der Symmetrie in der Wissenschaft finden wir in den Kristallen, sowohl in
ihrer makroskopischen Morphologie als auch in der faszinierenden mikroskopischen Atomstruktur, sowie
in den Elementarteilchen.
Die erste wissenschaftliche Großtat war Platos Entdeckung der fünf regelmäßigen ("platonischen")
Polyeder: Tetraeder, Oktaeder, Würfel, Pentagondodekaeder und Ikosaeder. Es ist von zentraler
Bedeutung, dass die ersten drei Polyeder "kristallographisch möglich" sind (d. h. Symmetrie eines
periodischen Kristallgitters sein können), während die zwei letzteren mit der Primzahl 5 nicht-
kristallographisch sind. (Zu diesen nicht-kristallographischen Symmetrien gehört auch das (achtzählige)
Oktogon des Aachener Doms.) Die inzwischen "heilige" Zahl 5 ist die Grundlage eines ganz neuen
Zweiges von Festkörpern (seit 1984), den "Quasikristallen", die auf dem Ikosaeder sowie auf
"dekagonalen" (10-zähligen) Strukturen beruhen, sowie den Kohlenstoffmodifikationen der
Fullerene (C60 etc.).
Die Anzahl der möglichen Symmetrien von dreidimensionalen Kristallstrukturen (Raumgruppentypen)
beträgt 219, in der Kristallographie werden 230 Fälle unterschieden (Rechts- und Linksschrauben werden
als verschieden angesehen). In zwei Dimensionen ergeben sich 17 Typen ebener Gruppen als mögliche
Symmetrien von Mosaiken, Fliesen und Ornamenten.
Von besonderem Interesse sind die 7 Streifengruppen. Sie weisen eine periodische und eine nicht-
periodische Dimension auf. In der Ornamentik werden sie durch (eindimensionale) Friese und Bordüren
dargestellt, während in der Musik die periodische Dimension die Zeit und die nicht-periodische
Dimension die Tonhöhe ist. Dies wird am "Wohltemperierten Klavier" von J. S. Bach erläutert,
aus dem Beispiele vorgespielt werden.
Erst durch kleine Abweichungen von exakter Regelmäßigkeit wird Symmetrie faszinierend: Kein
Kristall ohne Baufehler, kein Mosaik ohne kleine Störungen, und selbst die Navaho-Indianer bauter in
ihre Teppiche einen weißen Faden ein, damit die bösen Geister entweichen können. Dieses "symmetry
breaking" bei Kristallen ist die Basis der Landau-Theorie der Phasenumwandlungen.
Klassische Literatur zum Thema des Vortrags:
Escher, M. C.: Visions of Symmetry. Freeman, New York. 1990.
Jones, O.: Die Grammatik der Ornamente. Parkland, Stuttgart. 1986. (Engl. Erstausgabe 1856).
McGillavry, C. H.: Symmetry Aspects of M. C. Eschers Periodic Drawings. Oosthoek, Utrecht. 1965.
Shubnikov, A. V., Koptsik, V. A.: Symmetry in Science and Art. Plenum Press, New York. 1974.
Thompson, D. W.: On Growth and Form. 2 Bände. Cambridge University Press. 1917, 1942.
Weyl, H.: Symmetry. Princeton, New Jersey. 1952.
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publisher: |
ZDV Universität Tübingen |
contributors: |
Zentrum für Datenverarbeitung Universität Tübingen (producer),
Hoffmann, Volker (organizer),
Häfelinger, Günter (organizer)
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creation date: |
2002-05-13 |
dc type: |
image |
localtype: |
video |
identifier: |
UT_20020513_001_symmetrie_0001 |
language: |
ger |
rights: |
Url: https://timmsstatic.uni-tuebingen.de/jtimms/TimmsDisclaimer.html?638679615163345898 |