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Medizin,
Tübingen School of Surgery,
HxNx,
Superbugs,
Rückfall ins Mittelalter,
Zucker,
Hans-Peter Bruch,
Vorlesung
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abstract: |
In Rahmen der Tübingen School of Surgery begrüßt Prof. A. Mihaljevic einen Pionier der minimalinvasiven Chirurgie und neuer Formen der Aus- und Weiterbildung. Dieser war
langjähriger Ordinarius der Chirurgischen Universitätsklinik Lübeck, Kurator der Fraunhofer Gesellschaft, Mitglied der Leopoldina, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen und als Präsident der Gemeinschaft
Fachärztlicher Berufsverbände besonders engagiert in der Nachwuchsförderung. Aus aktuellem Anlass - ein Nature-Artikel vom 24. September 2024 prognostiziert, dass bis 2025 40 Millionen Menschen an Superbugs sterben könnten
(~Steigerung um 70 %) - widmet Prof. em Bruch seinen Vortrag seinem neben der Medizin zweiten Ausbildungsfach, der Biochemie.
Superbugs sind multiresistente Keime, Pilze und diverse neue Mikroorganismen, geprägt von vielfältigen Oberflächenproteinen (HxNx) mit ungeahnter Mutationsfähigkeit, deren tödliche Wirkung die Menschheit ins Mittelalter
zurückbefördern könnte.
Um den Schwachpunkt der Superbugs zu finden, wirft Bruch den Blick um 4,3 Milliarden Jahre zurück auf die Urzelle LUCA, eine hypothetische erste gemeinsame Stammform aller heutigen zellulären Organismenarten. Erst seit 2 Jahren
ist bekannt, dass jede einzelne Zelle die Fähigkeit zur basalen Erkenntnis und damit die Grundvoraussetzung für Intelligenz besitzt. Hierfür haben sich die Zellen komplexe Oberflächenstrukturen, einen Schutzpanzer aus
Glykoproteinen, die sogenannte Glykokalix zugelegt.
Wir Menschen bestehen aus 30 Billionen Körperzellen, denen als Darmbewohner, dem Mikrobiom, 40 Billionen Bakterien aus 10.000 Spezies gegenüberstehen. "Wir hängen an den Stoffwechselprodukten unserer guten Bakterien wie Pinocchio
an den Fäden des Marionettenspielers." Gleichzeitig wissen wir nicht, wie viele von ihnen zu Superbugs, also zu nicht mehr bekämpfbaren Keimen, mutieren können. Bakterien können nach 11 Tagen die 1000-fache Dosis eines
Antibiotikums überleben.
Was machen wir Menschen, wenn unsere Reserve-Antibiotika aufbraucht sind?
Laut neuerer Forschung sind auch die Viren aus Bakterien hervorgegangen. Auch sie besitzen laut Befunden aus dem Ewigen Eis eine Glykokalix. Können wir uns wie gegen Viren gegen Superbugs impfen? Bruch sieht wenig Hoffnung,
weil es bisher nur gegen zirka 30 Pathogene wirksame Impfungen gibt.
Bakteriophagen töten jeden Tag die Hälfte aller Keime im Darm des Menschen. Speziell gezüchtete oder gentechnisch aufgerüstete Phagen könnten zur Superwaffe gegen Superbugs werden. Bruch stellt fest, dass technische,
biologische und finanzielle Hürden bislang auch größte Anstrengungen in diese Richtung haben scheitern lassen.
Im Folgenden stellt Prof. Bruch eine neue Technik der Immunisierung vor. Eine kleine Prise Zucker könnte der Game-Changer werden!
Die Zuckerketten der Glykoproteine sind die stärksten Antigene auf der Zelloberfläche. Man zieht dem Bären das Fell, den Bakterien die Glykokalix ab und erhält hunderte bis tausende Antigene. Die Kunst besteht darin, geeignete
Moleküle zu finden, die eine starke Immunantwort auslösen, das heißt die Produktion von Antikörper und Gedächtniszellen anregen. Die chemische Synthese von Oligosaccharid-Zuckerketten im Durchflussverfahren könnte eine Lösung
sein. Nach 9 Jahren Arbeit liegt ein einschlägiges Patent vor. Gegen das Bakterium Clostridioides difficile, das zu Durchfall mit 25% Letalität führt, konnte ein Antigen hergestellt, im Tierversuch getestet und in die klinische
Prüfungsphase I überführt werden. Falls dieses Wirkprinzip erfolgreich sein sollte, wäre auch eine kausale Therapie gegen Krebszellen denkbar.
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